Rezension von Frau DDr. Christine Michelfeit, Präsidentin der Gesellschaft Lyrikfreunde, Innsbruck: Angelika
Pauly, die bekannte Kinderbuchautorin, hat mit diesem Buch einen ganz neuen Weg
eingeschlagen. Sie schildert die Gespräche einer Großmutter mit dem noch
ungeborenen Kind ihrer Tochter in Tagebuchform, um später daraus ein Buch zu
machen. Damit
dürfte sie wahrscheinlich auch ein Tabu gebrochen haben, denn bis jetzt hat
meines Wissens noch kein Schriftsteller dieses Thema behandelt, aber Angelika Pauly
geht eben immer neue Wege. Wir
können nun an Hand der Gespräche die Entwicklung des Ungeborenen, genannt
Babymäuschen, mit der Großmutter verfolgen. Die Gespräche beginnen im 2. Monat
der Schwangerschaft der Mutter und enden mit der Geburt des Kindes. Die Großmutter besucht ihr zukünftiges
Enkelkind jeden Tag, die Begrüßung beginnt
jedes mal mit dem gleichen Ritual, „Hallo Oma“ und „Hallo Babymäuschen“,
und leitet ein Frage- und Antwortspiel ein. Babymäuschen möchte alles wissen, was
in der Welt draußen vor sich geht und was so einzelne Wörter bedeuten wie Hosen
oder Schnupfen, warum Geburtstage und Weihnachten gefeiert werden. Oma weiß
das alles, aber manchmal vertröstet sie mit
einem „später“ was Babymäuschen gar nicht verstehen will. Umgekehrt erfährt die
Oma, wie sich das Leben im Bauch der Mutter abspielt, und kann so die
Entwicklung des ungeborenen Kindes verfolgen. Noch schläft es viel, aber
langsam entdeckt es seine Fingerchen und
Beine, seine Ohren und die Augen, mit
denen es auf einmal sehen kann. Und es wird immer wissbegieriger und stellt
jeden Tag neue Fragen, um dazu seinen Kommentar zu geben. Es erzählt aber auch,
wie die Mutter den vergangenen Tag verbracht hat, ob sie traurig war oder gut
aufgelegt. Es begleitet die Mutter überall hin, am spannendsten aber sind die
Besuche beim Kinderarzt. Babymäuschen, erfährt dann wie viel es gewachsen ist
und weiß jetzt auch, dass es „später“ ein Junge sein wird. Die Geburt
rückt immer näher, Babymäuschen kann es schon gar nicht mehr erwarten,
endlich die Welt zu sehen, von der es
schon so viel erfahren hat, ob sie wirklich so ist, wie sie Oma geschildert
hat. Aber noch ist nicht so weit. Babymäuschen
erlebt noch den Einzug des Frühlings, dann Opas und Mamas Geburtstag. Das mit dem
Geburtstag will Babymäuschen näher wissen und es fragt: „…wenn ich geboren werde, habe ich dann auch Geburtstag?“ Oma
antwortet: „Nein, im nächsten Jahr hast
du deinen Geburtstag.“ Babymäuschen: „Also,
wenn ich geboren werde, ist das mein
erster Tag im Leben, aber nicht mein Geburtstag, aber der Tag meiner Geburt?“ Am 10. April
ist es so weit, Babymäuschen kommt zur Welt., Oma besucht den kleinen Enkel im
Krankenhaus und schließt das Buch, denn nun fängt für Julian ein neues Leben an. Angelika
Pauly hat mit diesem Buch Neuland betreten und es wunderbar geschafft, sich in
das Leben eines Ungeborenen hineinzuversetzen und erzielt damit sicher großes
Interesse, nicht nur bei den werdenden Müttern. |